Logbuch / Events

miscellaneous
adjective mis·cel·la·neous \ ˌmi-sə-ˈlā-nē-əs , -nyəs \ Deutsch: Gemischtes, sonstige Zusatzstoffe, Diverses




15. April 2023.

Nach dem wir ihn beim Seminar von Rory Miller kennengelernt haben, haben wir Martin Vödisch von Critical Response aus Hamburg zu uns eingeladen. Wir haben zum Abschied aus Essen einen Samstag lang Übungen ausgetauscht und besonders zum Thema Nothilfe viel Neues gelernt. Wir haben Pizza gegessen und zum Abschluss einen Film von Wes Anderson geschaut.

Danke, Martin. Komm uns bald in Leipzig besuchen.

Danke auch an alle, die aus unserem engsten Kreis dabei waren: Ole, Fiona, Ludwig, Franziska, Svenja, Stefan und Kassandra. 



14. März 2020 Sam stag 15:30-21:30. 
 
Erstes Essener                     Mixed Musical Arts Festival 
es treten an:
15:30                                 HILDE

Die vier Musikerinnen Julia Brüssel (Geige), Marie Daniels (Gesang), Maria Trautmann (Posaune) und Emily Wittbrodt (Cello), alle vier Teil des Umland-Kollektivs, fanden sich im Herbst 2018 zu HILDE zusammen. Ihre Musik klingt direkt und natürlich, intuitiv und selbstbewusst, stürmisch und kammermusikalisch. Auf authentische Weise vereinen sie freie Improvisation mit komponierten Elementen und kreieren durch die außergewöhnliche Instrumentierung einen Sound, der neben schrägen, wilden Ausbrüchen auch Mut zur Schönheit hat.




17:30                             Ephemeral Fragments

Ephemeral Fragments ist eines der Ensembles, die sich im Büro für akustische Innenraumpflege 2019 erstmalig begegneten und schnell feststellten, dass es nicht bei diesem einen Konzert bleiben sollte. Die drei beteiligten MusikerInnen arbeiten höchst erfolgreich international und interdisziplinär, wissen um die Potentiale ihrer individuellen „Heimat“-Genres, denken jedoch nicht in deren jeweiligen Grenzen. Da sich über Musik immer viel schreiben und oft wenig sagen lässt, lieber soviel: Das Trio zeichnet sich durch eine enorme Texturdichte und Tiefe in der Klanggestalt aus, ohne die Kontrolle und das Gespür für Reduktion zu verlieren. Mehr als die Summe seiner Teile!
Korhan Erel – Elektronik
Emily Wittbrodt – Cello
Florian Walter – Tubax und Kontrabassklarinette
korhanerel.com
florianwalter.yolasite.com


19:00                                  Gemeinsames Abendessen 

Vegetarisches & Veganes von unseren Freunden vom Gemarken Grill.  

20:30                                  AREVOT BLRI DUDUK HAMUYT 
 (Duduk-Ensemble der sonnigen Anhöhe)

Im Jahr 2005 wurde Duduk-Musik mit ihrer über 2000 Jahre alten Tradition in die UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheitaufgenommen - kein Instrument weint so schön, wie die Duduk. Gerne wird sie als eines der melancholischsten Instrumente überhaupt beschrieben. Dies liegt sicher vor allem an der Geschichte des Landes, die von Katastrophen durchzogen und vom Völkermord Anfang des 20. Jahrhunderts gezeichnet ist. Vielleicht wird Armenien auch deshalb oft "Heimat des Schmerzes" genannt. Dieser Schmerz ist bis heute unauslöschlicher Bestandteil der armenischen Musik - doch stets ist er gepaart mit Überlebenswillen, Lebensfreude und Offenheit. All diese Facetten spiegeln sich in der Jahrtausende alten, reichhaltigen armenischen Musiktradition wieder, die der neuseeländische Musikethnologe David Parsons als die "herausragendste, der er je begegnet sei" beschreibt. Beim Arevot Blri Duduk Hamuyt treffen sich große Meister dieser Tradition und bieten mi in einem melancholisch-feierlichen Konzertprogramm die äußerst seltene Gelegenheit, diese in höchst authentischer Form erleben zu können.
Hörbeispiele vom "National Duduk Ensemble Of Armenia" (mit Hovhannes Margaryan), dessen Arrangements teilweise gespielt werden:
Hörbeispiele Video

Sitzplätze könnten knapp werden.
Eintritt 9 / 6 Euro. Abendessen gegen Spende. Wir freuen uns auf Euch.




Konzert im neuen Jahr!          09.01.2020     19:30 Uhr

Luise Volkmanns Trio Autochrom spielt bei uns & wir sind stolz & freuen uns wie Bolle.
Die drei werden ihr neues Album RGB im Gepäck haben.



Legt man ein Motiv in den Grundfarben
Rot, Grün, Blau übereinander,
entsteht ein Farbfoto.
Dieses Verfahren nennt man
Autochrom-Verfahren.



Alto: Luise Volkmann  Bass: Athina Kontou   Schlagzeug: Max Santner

Hier geht's zu zwei Videos und einem Postcast des WDR
How to know this the moment to say goodbye Blaue Giraffen Podcast WDR



21.11.19

Thema Mobbing in der Schule.
Hier die anonymisierte Version eines Briefs an einen Vater, dessen Tochter in der Schule gemobbt wird - da wir Anfrage wie seine jede Woche bekommen:

Lieber Herr XXX,
Danke für Ihre Anfrage. 
Gern können Ihre Tochter & Freundinnen zu einer kostenlosen Probestunde vorbeikommen. Sagen Sie einfach, wann sie Zeit haben. 
Hier ein paar Gedanken zur Problematik, die Sie beschreiben & die wir gut kennen: 

- ein Selbstverteidigungskurs kann Probleme, die im Schulrahmen gelöst werden müssen, nicht lösen. Unser Tipp: führen Sie ein mobbing Tagebuch, was wann von wem gemacht wurde etc. und bringen Sie das Material trotz allem immer zu den Verantwortlichen. Werden Sie nicht müde, Aufmerksamkeit und praktische Konsequenzen einzufordern. Da die Sensibilität für dieses Thema steigt, sind die Chancen gut, dass Sie gehört werden. Lassen Sie sich nicht von Lehrern abwimmeln, die behaupten, nichts tun zu können; suchen Sie das Gespräch auf einer höheren Ebene und mit anderen Eltern.

- das gesagt - und verstehen Sie mich hier nicht falsch - akzeptieren Sie auch, dass kein Kind, so gern wir es vor allem beschützen mögen, unbeschadet durchs Leben kommt. Auch mal gemobbt zu werden, auch mal in einer physischen Auseinandersetzung zu unterliegen, gehört zum Leben, und wird erst zum ernstlichen Problem, wenn es sich verfestigt, chronisch und damit Teil des Charakters wird. Die kings und queens des Schulhofs sind später in der Regel nicht die kings und queens des Lebens.

- das Thema "Mobbing" ist wie viele Themen, die leider auch zum Zeitgeist gehören, eine zweischneidige Sache. Einerseits scheint es so, durch ein Vielzahl von Einzelfällen, dass Mobbing tatsächlich zunimmt. Andererseits liegt die Wahrnehmung einer solchen Zunahme auch eben an der fokussierteren Wahrnehmung. 
Gibt es allgemein mehr Gewalt oder nehmen wir Gewalt nur verstärkt wahr? 
Im Endeffekt, kann es Ihnen als Elternteil oder Ihrer Tochter als Zielscheibe von Gewalt egal sein, wer in dieser Frage recht hat. Wenn es Sie trifft, hat es Sie getroffen, egal, was die Statistiken sagen. 
Sich der Offenheit dieser Frage bewusst zu sein, hilft jedoch nicht in eine Spirale von Angst zu verfallen und zu glauben, es würde alles immer nur schlimmer und es gäbe keine wirkliche Hilfe dagegen.

- Veränderungen im Selbstbewusstsein (wie Sie sie sich für Ihre Tochter wünschen) brauchen Zeit & die Unterstützung des ganzen Systems. Selbstverteidigungstraining kann ein Mittel sein, das solche Entwicklungen (übrigens im Schlechten genau wie im Guten) stark beschleunigt. 

- in dem Zusammenhang: Es ist wichtig, dass die Mädchen selbst einen Kurs machen wollen. Denn das wichtigste ist, ihnen nicht das Gefühl zu geben, das mobbing läge an ihnen (weil sie schwach oder wie ein gutes Opfer wirken oder sich nicht ausreichend wehren würden.) 

Das sind unsere Gedanken aus langjähriger Erfahrung. 
Also, melden Sie sich gern - am besten per Mail oder sms - 00 49 176 82145017 - wann sie Zeit zu einer kostenlosen Probestunde hätten - dann finden wir bestimmt einen Termin. Wir freuen uns. 

Ihr Andreas Schendel 

***



28.09.19 Konzert!

Am 28.09. werden Spirale, das langjährige Projekt der Leipziger Steffen Roth (drums) und Bruno Angeloni (sax), bei uns haltmachen und ein Konzert ihrer Record Release Tour spielen. Das Album ist diesen Monat auf dem renommierten und wunderbar zu uns passenden Label Jazzwerkstatt erschienen.
Konzertbeginn 20:30 Uhr.
After-concert-drink-snack-sit-or-stand-around-have-fun: im Eiscafé Tosca oder bei Da Gina. (To be announced.)
Der Eintritt ist für Werkstatt-Leute frei & kostet sonst 5 Euro. 

Hier Streberpunkte sammeln!


Ferienzeit
Wenn wir nicht trainieren, customizen wir nebenbei auch mal das eine oder andere Fahrrad, gern auch die unserer SchülerInnen...




September

Meet Marsi


Marsi (von Bulgarisch: Marsel; ja, ein Hund mit viel street credibility) gehört seit August 2019 zur Werkstatt. In kürzester Zeit hat er sich in unsere Herzen schlawienert. 
Marsi ist verschmust und neugierig, kann aber auch anders. Darin ist er uns allen ein Vorbild. (& nicht unbedingt darin, mit dreckigen Pfoten über unser Matten zu laufen oder unser Trainingsmaterial zu zerkauen.)
Solltet Ihr ein Hundeallergie oder gar Angst vor Hunden haben. Wir saugen & bohnern gern extra für Euch & verbannen Marsi auch in seine Hütte im hinteren Teil der Werkstatt. Er ist aber tatsächlich, haben wir festgestellt, nicht sehr allergen, und überhaupt auch der perfekte Hund, um Angst vor Hunden zu überwinden. 
& Angst zu überwinden, gehört ja schließlich zu unseren Lebens- und Lieblingsaufgaben.



Juli - August

Unsere fortgeschrittenen Kurse für junge Flüchtlingsfrauen sind gelaufen. Hier ein paar Impressionen.

Hannah, Firas & Andreas show a one-step (on count) for fun. Two against one. Firas is holding back, Andreas wondering & laughing in-between & tapping out at the end (which is usually not an option). As we said, for fun...


Leider dürfen einige unserer Teilnehmerinnen aus verschiedenen Gründen (zum Beispiel, politischer Verfolgung) nicht gefilmt oder fotografiert werden. 
Eine, die wir zum Glück zeigen dürfen, ist Vefa, 13 Jahre, aus Aserbaidschan. Hier befreit sie sich zum ersten Mal von einem (hochwertigen) Kabelbinder. 
Vefa, not only one of the smartest but most probably also the toughest cookie in our jar...



Danke, Meryem, Hannah & Firas. Ihr habt Euch nicht geschont...

Es gab aber nicht nur Knie & Schläge in die Magengegend sondern auch jeden Mittag leckeres Essen... & zum Wochenausklang schauten wir zusammen einen (demokratisch ausgewählten) Film... 
Da die Mädels nun fortgeschritten sind, wurde viel blind trainiert, um die Reflexe zu schulen. Zum Ende übten wir Nothilfe. 
Es war so gut... im Herbst geht's weiter...
Überhaupt (vergisst, was die Medien draus machen) Marxloh rockt.



Ende Juli

Firas, "Mr Fully Motivated", Dein Praktikum bei uns geht zu Ende... Mehr als drei Monate warst Du mit uns in der Werkstatt & zu Kursen außerhalb & wir fragen uns, wer hat an der Uhr gedreht?! Wir hoffen, Dich als Freund & Schüler & Mitkämpfer zu behalten, & wünsche Dir aber auch alles Gute für Deine kommende Ausbildung. 
Du hast sehr viel gelernt & wir auch viel von Dir.




30.Juni.
Die letzte Woche waren Lina & Phillip von greater form aus Leipzig bei uns zu Gast. Am Montag hatten die beiden an der Rhein-Ruhr-Uni einen Vortrag über ihre Arbeit gehalten und sich danach bei uns ins Training gestürzt. Vier Tage Einzel- & Gruppentraining bei über 30Grad - wir hatten einen Haufen Spaß!


Greater Form sind eine KünstlerInnengruppe, die einen Kinder- & Jugendtreff in einem der sozial schwächsten Stadtteilen von Leipzig betreibt. Über ihre umwerfenden Projekte informiert Ihr Euch am besten durch folgenden link, soziale Kunst, künstlerisches Soziales at it's best: 

Greater Form Home Greater Form on Youtube

Am Ende haben sich die beiden mit einem köstlichen Salat (wir machten eine Ausnahme, & essen auf dem Trainingsboden war erlaubt) bei uns bedankt & noch einen kleinen Vortrag über ihre Arbeit für die Werkstatt-Crew gehalten. 
DANKE EUCH BEIDEN!
Die Achse Essen-Leipzig steht.
Wir werden weiter zusammen Projekte machen.
Heyho, let's go!



Mai/Juni
Wir haben in letzter Zeit viel Spaß beim Trainieren mit Handicap: ob blind oder wie hier mit bloss einem Arm. Wir geben die stärkere Seite auf, die rechte; bis auf Firas, unser Praktikant; der ist Linkshänder... 


Dabei sammeln wir lustig Worte für die Ewigkeit:

W. auf die Frage, was sie gern nochmal üben würde: "Ich würde heute mal gerne würgen machen." 

H., nachdem sie überraschend ihren Gegner zu Boden geworfen hat: "Hey, geil, baby!" 

A. zu B., der unter ihm liegt: "Kannst Du noch atmen?"
B.: "Ja."
A.: "Weil... also, ich krieg nicht mehr so richtig Luft..."
B von unten: "Ach, ich glaub, dann bleib ich erstmal so liegen."

H. zu F., dem sie gerade ein Knie auf den Bauch drückt: "Ist das okay für deine Gedärme?"


Am 12. Juni veranstalten wir in Zusammenarbeit mit Kulturprojekte-Niederrhein ein Konzert im Eiscafé Tosca, direkt bei uns neben an. Wir laden alle herzlich ein!




02. Mai. 
Ein Bericht von Hannah...

In den Osterferien starteten Andreas und ich unser erstes gemeinsames Projekt mit geflüchteten Jugendlichen aus Duisburg. Als Sozialarbeiterin begleite ich diese nun schon eine ganze Weile im Rahmen niederschwelliger Jugendarbeit. Viele der Besucher unseres Jugendangebots konnten mit dem Begriff Selbstverteidigung erst einmal nicht viel anfangen. Sie übersetzten und erklärten sich gegenseitig, was es mit dem Begriff auf sich hat und waren Feuer und Flamme noch bevor wir den Kurs starteten. Das geplante Projekt sprach sich in der Unterkunft herum und so hatte ich binnen kürzester Zeit mehr Anmeldungen als Kapazität. 
Mit zehn Jungen zwischen 12 und 23 Jahren starteten wir den ersten Kurs an einem sonnigen Montag, dem ersten Tag der Osterferien. Gemeinsam fuhren wir in unsere temporären Trainingsräume, ins Jugendzentrum in Duisburg Marxloh. 
Nach anfänglicher Zurückhaltung und Scheu wurde bald viel gelacht und gescherzt. Obwohl der erste Tag ehr theorielastig war, folgten die Jungs der Thematik interessiert, stellten Fragen und erprobten Gezeigtes miteinander. 
Im Garten des Jugendtreffs übten wir erste Abwehr und Angriff gegen geschlagen werden zum Kopf und ermutigten die Jungs laut ihre Grenze zu verbalisieren, bevor sie physisch aktiv wurden. Einen Satz von Ishak (einem der jüngsten Teilnehmer) in diesem Kontext werde ich nicht vergessen und er lässt mich noch jetzt schmunzeln: „Gleich werden wir echte Gegner haben – unsere Nachbarn“, sagte er breit grinsend und warf einen Blick auf die Balkons gegenüber.
Die Tage darauf wurden wir praktischer und übten neben Techniken, um Gegner ohne große Verletzungen zu bewegen, den Fluchtweg frei zu bekommen, auch das Fallen und die Abwehr am Boden. In den Pausen schnappten die Jungs sich Pratzen, während Nina (unsere superduper FSJ´lerin) das Essen vorbereitete. 
Jeden Tag aßen wir gemeinsam, bevor wir mit dem zweiten Block des Tages begonnen. Neben dem Nahebringen einiger Grundprinzipien war es Andreas und mir ein Anliegen den Jungs Konfliktvermeidung zu vermitteln. Ein paar kurze szenische Übungen halfen den Jungs zu verstehen, warum es häufig besser ist lautlos „Arschloch“ zu denken und laut „Entschuldigung“ zu sagen, statt auf Provokation einzugehen.
Die erste Woche beendeten wir mit Kontrollieren am Boden und zügigem, sicherem Aufstehen.
Danach gab es Pizza, einen Kinofilm zum Thema (Sofas, große Leinwand & Beamer) und natürlich massig Snacks... 
Firas, einen der ältesten Teilnehmer, gewannen wir als Übersetzter für den Frauenkurs, an dem zwei seiner Schwestern teilnahmen. Er hat sich dabei so gut gemacht, dass wir ihn gleich zu einem bezahlten Praktikum bei uns überredet haben.

Die zweite Woche galt den Mädchen bzw. jungen Frauen. Meine Freundin Meryem begleitete den Kurs zusätzlich und fungierte als Kulturmittlerin und Teamverstärkung. Die Arbeit mit den jungen Frauen war eine deutlich andere Erfahrung und, was die Durchführung betraf, im Vergleich zum Jungenkurs ein Unterschied wie Tag und Nacht. Im Vorfeld fragte ich die Interessierten nach Wünschen und Vorstellungen für den Kurs. „Wir wollen lernen, wie man schlägt und tritt“, war eine der Antworten und überraschte und erfreute mich zugleich, weil es uns vor allem darum ging die Frauen zu stärken. Ihnen bewusst zu machen, dass sie auch in schwierigen Situationen Handlungsfähig sind.
Zu Beginn dieses Kurses baten wir die Teilnehmerinnen ein Kreuz neben ihr Namensschild zu machen, wenn sie ausschließlich von Meryem oder mir berührt werden wollten. Andreas war für sie noch ein fremder Mann, wodurch sie anfangs sehr zurückhaltend und vorsichtig waren. Das zeigte sich schon in der Aufwärmübung, als Andreas, Firas und ich mit Gummischwertern nach den Mädels schlugen. Sie liefen oder sprangen ängstlich nach hinten und starrten auf das weiche Schwert wie das sprichwörtliche Reh im Scheinwerferlicht. Uns dient diese Übung vor allem dazu, zu sehen wie die SchülerInnen sich bewegen, wie sie den Körper auf den Füßen halten und wo ihre Hände sind. 
In den kleinen Pausen war es, nicht nur im Vergleich zum Jungenkurs, sehr ruhig. In der großen hingehen schnappten sich die jungen Frauen schon am ersten Tag Helm, Bauchschutz und Pratzen und ließen sich von Andreas ein paar freie Übungen zeigen. Am Ende des Tages sagte eine der Teilnehmerinnen, „Ich habe heute gelernt, dass ich stark sein kann, wenn ich aggressiv sein darf.“ Ein Satz der uns verdeutlichte, dass bereits ein Prozess stattfand.
Ein weiterer Aha-Effekt entstand aus der wahrnehmungsmässigen Umkehrung einer vermeintlichen Machtposition heraus: Gemeinsam erarbeiteten wir, wie es sich anfühlt, wenn jemand einen mit beiden Händen fest am Kragen, an der Kleidung greift – und wie diese Ausgangssituation tatsächlich zu bewerten ist – praktisch, technisch nämlich ganz anders als sie sich psychologisch/emotional erstmal zeigt. „Ich hätte nicht gedacht, dass eigentlich ich die Starke bin, wenn mich jemand so anfasst...“ 
Überwindung kostete die Mädchen anfangs auch, laut zu sein. Die Stimme zu erheben und klar und deutlich die eigene Grenze zu verteidigen. Verunsichertes Kichern wuchs im Laufe der vier Tage zu bestimmten, lauter werdenden Sätzen, die keinen Widerspruch zuließen. 
Am letzten Tag trainierte jeder mit jedem und das anfängliche Kreuz an den Namesschildern wicht einem freundschaftlichen Vertrauen. Andreas und ich empfanden die Kurstage auch darum als sehr wertvoll, und wir freuen uns bereits wie Bolle auf die Kurse im Sommer...




04. Januar, Freitag um 19:30
FILMCLUB No 1.
Wir starten das neue Jahr in der Werkstatt mit einer Reihe von Lieblingsfilmen. 

"Die Abfahrer" von Adolf Winkelmann, deutsch ohne UT, 97 min, aus dem Jahre 1978

Winkelmanns Langfilm Debüt und der erste Teil der sogenannten Ruhrgebietstrilogie. 

Es erwarten Euch Snacks und kühle Getränke.
Hinweis für die GEMA: Dies ist eine private  und unkommerzielle Veranstaltung, die sich an die Freunde und Freundinnen der Werkstatt, gegenwärtige und zukünftige, richtet.
Hier Streberpunkte sammeln


23. Dezember 18
Wir möchten gern auf zwei Blog-posts und eine Fernsehsendung hinweisen.

Blog Rick Hanson on keeping fear alive
Blog Rick Hanson on Negativity Bias ZDF Beitrag Verroht unsere Gesellschaft?
"Your brain is continually looking for bad news. As soon as it finds some, it fixates on it with tunnel vision, fast-tracks it into memory storage, and then reactivates it at the least hint of anything even vaguely similar. But good news gets a kind of neural shrug: “uh, whatever.”
In effect, the brain is like Velcro for negative experiences but Teflon for positive ones.
All this makes human beings super-sensitive to apparent threats. Basically, in evolution, there are two kinds of mistakes: (1) You think there is a tiger in the bushes but there isn’t one, and (2) You think the coast is clear, no tiger in the bushes, but there really is one about to pounce.
These mistakes have very different consequences. The first one will make you anxious, but the second one will kill you. That’s why Mother Nature wants you to make the first mistake a thousand times over in order to avoid making the second mistake even once..."
At the personal level, fear feels bad, wears down physical and mental health, and makes people duck for cover in life and play small. (These individual costs also drag down the economy.)
Nationally, feeling threatened gets intensified by the classic drumbeat of alarms about inner and outer enemies from people who are good at trumping hope with fear. The result? Paper tiger paranoia – which makes us over-invest in threat protection, under-invest in infrastructure, miss real tigers because we’re flooded with warnings about illusory or exaggerated ones, and over-react in ways that create new real tigers (like America’s longest war, in Iraq).
The solution? It’s to have the courage to see real tigers clearly and to deal with them effectively – and to refuse to be frightened and cowed by boys and girls crying tiger." from Rick Hanson's blog


22. Dezember 18
Lektüreschnipsel 


21. Dezember 18

In letzter Zeit kamen öfter Anfragen von Leuten, die ein oder zwei Stunden Unterricht wollten. Exemplarisch hier eine meiner Antwort-emails:

Liebe Lisa *********,


… ich danke für Deine Anfrage und antworte mal gerade heraus: Ich halte alles unter vier, fünf Stunden aus Euer Sicht für Geldrausschmiss & aus Sicht des Trainers für ehr verantwortungslos.

 
Ich glaube im Grunde, dass jemand ohne Training besser dasteht und sicherer unterwegs ist, als jemand, der nur sehr kurzes und bruchstückhaftes Training bekommen hat. 
Warum?

Jemand, der kein Training hat, reagiert höchstwahrscheinlich unüberlegt, schreit vielleicht auf vor Schreck und wirft dem Angreifer seine Einkaufstasche ins Gesicht und rennt weg: das wäre 1A Selbstverteidigung. 

Jemand mit ein wenig Training hingegen bleibt in der Situation und versucht etwas zu machen (sich an etwas zu erinnern), was er/sie im Training “gelernt” oder geübt hat: Das ist gefährlich.



Schau, ich könnte problemlos ein, zwei Stunden mit Euch machen, Euch auch das Gefühl geben, tatsächlich etwas gelernt zu haben, und Euch dann abkassieren - das wäre leicht verdientes Geld - aber dann wäre ich einer von den Scharlatanen in diesem Business. 


Ich unterrichte auch Profis, die mit ganz speziellen Fragen kommen, wie z.B. Handschellen anlegen. Das kann man in ein, zwei Stunden üben, & die Schüler haben etwas davon. … Aber es ginge genauso wenig jemandem, der keine Noten lesen kann, noch nie an einem Klavier gesessen, nie gesungen hat, in zwei Stunden Klavierspielen beizubringen... denn im Ernstfall ist das nicht "Alle meine Entchen", was da von Euch verlangt wird, sondern improvisieren unter Druck. 
& das in der Selbstverteidigung zu lernen ist zwar leichter als ein Instrument zu spielen (weil es in unserer Natur als Mensch liegt, uns wehren zu können)… aber kostet dennoch etwas mehr Zeit als ein zwei Stunden.



Ich hoffe, Du verstehst darum meine Absage (nicht fürs Reinschnuppern & dann überlegen, ob man weitermachen will, aber für ein einmaliges Training) … & wünsche Dir & Deiner ***** trotzdem alles Gute bei der weiteren Suche. Vielleicht kennt ja einer eine Magie, die mir unbekannt ist…



Mit besten Grüßen, Andreas aus der Werkstatt für Selbstverteidigung



ZUSATZ:
... meinen obigen Brief, möchte ich an einem Punkt relativen & an einem genauer fassen:

Die Spezifizierung zuerst: Was in der Selbstverteidigung entscheidend ist, sind drei Dinge: 
1. Erkennen/Anerkennen, dass eine Situation nicht gut läuft. (Verstehen, was im Moment genau schiefläuft, ist etwas für Gewaltprofis, & fällt auch ihnen oft schwer, und ist auch unter der Objektive, dass Ihr nichts regeln, unter Kontrolle bringen etc. wollt, sondern „nur“ Euch in Sicherheit bringen, nicht unbedingt notwendig.) 
2. Pro-aktiv handeln
3. Sich selbst die Erlaubnis geben, jemand anderem physisch wehzutun (ist für die meisten Menschen schwerer, als man denken mag.)

Alle drei oben genannten Punkte beschreiben innerliche Prozesse, die eng mit der Persönlichkeit, dem Charakter und dem Weltbild der SchülerInnen verbunden sind. Das (Wieder)Erlernen der eigenen (natürlichen) Wehrhaftigkeit bringt so auch Veränderungen der Person mit sich. Nun verändern wir Menschen uns meist ehr langsam... auf jeden Fall nicht entscheidend durch ein, zwei Stunden Training in sicherer Umgebung...

Relativieren möchte ich meinen Brief an Lisa an folgendem Punkt:

Das prinzipienorientierte Training bietet im Gegensatz zum Training, das sich auf das Erlernen einzelner Techniken konzentriert, den Vorteil, dass wir tatsächlich ziemlich schnell Fortschritte erzielen können. Wir arbeiten nah an den natürlichen Reflexen der SchülerInnen und bringen ihnen in erster Linie bei überhaupt zu handeln (statt aus verschiedensten Gründen in Schockstarre zu verfallen.) 
Wenn man einen Kampfkunstmeister fragt, wie viele Wiederholungen es braucht, um eine Technik gut (oder gar perfekt) zu beherrschen, so kommen Antworten in den Hunderten & Tausendern. Für die Kampfkunst, den Kampfsport wahr.
Unsere Frage in der prinzipienorientierten Selbstverteidigung ist, wie Wiederholungen man brauchte, um die Hand erfolgreich von der heißen Herdplatte zu ziehen... eben: eine.
& wir brauchen, im Gegensatz zu Kampfsport oder Kampfkunst, auch keine fünf verschiedenen Techniken dies zu tun. Der Weißgurt zieht nicht anders als der Schwarzgurt die Hand von der Herdplatte. & wenn der Schwarzgurt technisch fünf verschiedene Arten/Antworten auf das Problem der heißen Herdplatten hätte, stehen die Chancen gut, dass er auf Grund des Entscheidungsbaums in seinem Gehirn sogar langsamer reagiert als der Weißgurt. 

Es gibt Lehrer, wie Rory Miller, oder auch Kursformate, wie fast defence in den USA, wo in zwei, drei Stunden echte Wehrhaftigkeit gelernt werden kann. Ganz ehrlich, so gut sind wir (noch) nicht. Wir brauchen ungefähr fünf bis zehn Stunden, um Euch auf das gleiche Niveau zu bringen.


05. November 18

Wir haben wir Hannah (27 Jahre), die Wing Tsun und Krav Maga gelernt hat, eine neue angehende Trainerin in der Werkstatt. Hannah begleitet bereits unserer Kurs in der Fatih Moschee (Katernberg) und unseren wöchentlichen Kurs für Flüchtlingsfrauen.
Herzlich willkommen - ist gut mir Dir!


Am Mittwoch, den 31.10.18, werden wir Halbjähriges feiern! 

Skulski Gerigk Roth spielen dazu improvisierte Musik. Der Eintritt ist frei. Vor und nach dem Konzert (19:00) laden wir in die Eisdiele Tosca, drei Häuser weiter, am Kirchplatz, ein. Ein kleines veganes Büffet, Tanzmusike & drinks aufs Haus warten dort. Alle SchülerInnen, auch zukünftige, sind herzlich willkommen.

Michal Skulski - saxophone
Jonas Gerigk - bass
Steffen Roth -drums
live at blue note Dresden


29. + 30. 09.18
Rory Millers Seminare Logic of Violence und Conflict Communication (Com Con) im schönen Fritzlar bei Kassel. Vierzig TeilnehmerInnen, die meisten LehrerInnen für Selbstverteidigung oder Sicherheitskräfte. Zwei Tage mit jeweils acht Stunden vollem Input... viel Neues gelernt, viel Altes überdacht, sich selbst und das eigene Training, den eigenen Unterricht immer wieder in Frage gestellt. So soll es sein...  
Logic of Violence trailer


01.09.18
Infighting with Rory Miller fully booked out. Sorry, folks. Welcome, Nicole...

30.08.18 
Unser infighting Seminar mit Rory Miller im Oktober ist (bis auf einen Platz für eine Frau - beeilt Euch, Ladies!) ausgebucht, und auch die Werkstatt findet immer mehr MitstreiterInnen. Dank an Alle. Wir freuen uns über*auf Euch. 

Infighting trailer


27.07.18
Andreas wird öfter gefragt, warum die Seite der Werkstatt für Selbstverteidigung generell von "Wir" spricht, obwohl er die Werkstatt doch selbstständig leitet. Hinter dem Plural steckt die Überzeugung, dass eine Schule nur so gut ist wie ihre SchülerInnen, ja, schließlich von ihnen geprägt wird. 
Gemeinsam werkeln und schwitzen wir (diese Tage übrigens nicht schlecht). Gemeinsam sind wir die Werkstatt - Grund genug den engsten Kreis hier einmal aktuell zu nennen.

Wiebke, Milan, Manuel, Oscar, Fiona, Ludwig, Ole, Leo und Samer - danke Euch.


05.07.18 
Ab Ende September werden wir in Zusammenarbeit mit der Jugendberufshilfe Essen (Jbh) einen wöchentlichen Kurs für Flüchtlingsfrauen von 16 - 27 Jahren anbieten. Mit im Team als Trainerinnen sind Gamze Özdemir von der Jbh und unsere fortgeschrittenen Schülerinnen. 
Kontakt: Jugendberufshilfe gGmbH Essen, Projekt NeZa (Neue Zukunft ausbauen)
Ina Wolbeck 0201 2467 38 11
Mo. - Fr. von 10 -16 Uhr 
                
Im Anschluss an die geplanten zehn Termine werden wir den Kurs erweitern - er ist dann für alle Frauen und Mädchen ab 16 Jahren mit Migrationshintergrund offen.
Wir bieten diese Kurse zum Selbstkostenpreis an und helfen Euch bei der Finanzierung durch Zuschüsse für weiterbildende Massnahmen.
Wir freuen uns auf Euch!


04.07.18
Liebe ältere Leute, in letzter Zeit haben wir uns viel Gedanken zum Thema Seniorenselbstverteidigung gemacht. 
Unser allgemeiner Rat lautet: Keine Angst, halten Sie sich unter Menschen auf und trauen Sie sich, um Hilfe zu bitten. Haben Sie Vertrauen, aber gehen Sie nicht zu doofen Zeiten an doofe Orte, wo sich doofe Leute aufhalten. 
 Dieses Gesetz von Doof gilt übrigens für alle Menschen, die heil durchs Leben gehen wollen. Abends noch ne Runde durch den dunklen Park, am Spielplatz vorbei, wo die Junkies sitzen – doofe Idee. Großveranstaltungen, besonders der Rand davon, sind übrigens eine genauso doofe Idee. Egal ob Rave oder Klompenball. 

 Also, liebe Senioren, halten Sie sich an das Gesetz von Doof und Sie haben eine gute Chance auf einen Alltag, in dem Ihnen eher ein Sitzplatz angeboten und die Tür aufgehalten wird, als Ihre Handtasche geklaut. 
Sind Sie aber gezwungen, zu doofen Zeiten an doofen Orten mit doofen Leuten zu sein, zwingt Sie Ihr Wohnort zum Beispiel dazu, Ihre niedrige Rente, dann haben Sie vielleicht berechtigte Angst vor Überfällen auf ihre Brieftasche. 

Harte Sucht kostet je nach Droge täglich zwischen 80 und 400 Euro. Stark süchtige Menschen sind bereit, in ihrer Not das zu tun, was ausgeglichene Menschen tun würden, um das eigene Leben oder das ihrer Kinder zu schützen. Diesen Gedanken lasse man mal kurz auf sich wirken. 

 Gedankenexperiment: Wenn wir unbedingt den Inhalt einer fremden Brieftasche bräuchten, wen würde wir uns aussuchen, den jungen Typen mit dem Ruderverein T-Shirt oder die Oma, die sich kaum an ihrem Rollator festhalten kann? Eben... 
Der Markt für Selbstverteidigungskurse für Senioren ist also eine Goldgrube, boomt wie der Rest der Angst- und Sicherheitsindustrie. 
Davon abgesehen, dass wir kein unreflektierter Teil dieser Industrie sein wollen, warum bieten wir selbst bisher dann keine Kurse für Senioren an? 
Der Grund ist einfach: Es fehlt uns ein überzeugendes Konzept
Was in Seniorenkursen in der Regel angeboten wird, sind Abwehrtechniken, gern mit dem Gehstock, Techniken, die den Brief- oder Handtaschendieb in die Flucht schlagen sollen. Wir halten dies für hochgefährlich. Was dort geboten wird, sind oft nicht mehr als feel good Übungen; Techniken, die im Ernstfall vom Regen in die Traufe bringen. 

 Ganz ehrlich, liebe Senioren, Euer höchstes Gut ist Eure Gesundheit. Ein Knochenbruch, Bein, Hüfte, kann bedeuten, den Rest des Lebens ein Pflegefall zu sein. Wollt Ihr Euch da auf ein Gerangel, gar einen Kampf mit einem physisch stärkeren Gegner einlassen? 

 Unser Tipp: Sich ein zweites Portemonnaie zulegen, zwanzig Euro in bar und ein paar abgelaufene (!) Karten reinstecken und dieses im Fall der Fälle – Ruhe behalten – übergeben und dem Dieb noch ein schönes Leben wünschen. Polizei benachrichtigen, und dann heimgehen und sich freuen, dass die Knochen noch heil sind. Tasse Kaffee, großes Stück Kuchen.

 Sollte jemand einen guten Selbstverteidigungskurs für Senioren kennen: Wir sind über Hinweise dankbar. 
Ein solcher Kurs erfüllt ZUMINDEST folgende Kriterien: 
  1. Die An- und Übergriffe werden mit halbwegs realistischer Härte, verbal, physisch, geübt. 
 2. Die Senioren lernen, wenn sie schon Abwehrtechniken lernen, FALLEN. 
     FALLSCHULE ist die nötigste Prophylaxe für Verletzungen. 
 3. Das sichere Ab-, Übergeben der Brief- oder Handtasche wird geübt. (Dass man sich nicht noch verheddert, umgerissen wird.)
 4. Es werden realistische Hintergrundinformationen anstelle von geschäftsfördernder Panikmache angeboten. Liebe LehrerInnen: Eure Kunden leben in Essen, vielleicht in den übelsten Ecken, aber nicht in New York, Frankfurt/M Bahnhofsgegend, Moskau oder Mexico City. 

 Wo sich die Katze in den Schwanz beißt: Gerade das, was wegen seiner Gefährlichkeit am meisten geübt werden sollte – sicheres Fallen – wird wegen seiner Gefährlichkeit meist nicht geübt. 

Verständlicherweise: Wer will sich schon mit hoher Chance im Training verletzen, gar die Hüfte brechen, um sich gegen die sehr viel geringere Chance zu wappnen, überfallen zu werden... 

 Die meisten Leute, die langfristig Selbstverteidigung oder Kampfkünste trainieren, verletzen sich im Laufe ihres Lebens mehr durch das Training als durch mögliche Auseinandersetzungen, auf die sie glauben sich vorzubereiten. 

 Für die Verantwortung von uns Lehrenden bedeutet dies eine Zwickmühle: Wir sind verantwortlich dafür, dass sich unsere SchülerInnen im Training nicht ernsthaft verletzen. Wir sind gleichzeitig verantwortlich dafür, Ihnen etwas beizubringen, dass auch einer ungleich härteren Realität standhält, sie mit dem Leben davonkommen lässt. 

Also, liebe Senioren, denkt an das Gesetz von Doof und an das zweite Portemonnaie, das Ihr sehr gern gegen Eure Gesundheit eintauscht...

Und bitte machen Sie sich folgendes klar: Im Leben gibt es keine absolute Sicherheit, und die Hauptgefahren für Sie sind immer noch das Bewegen im eigenen Haushalt, der Straßenverkehr und Herz- und Kreislaufkrankheiten. Richten Sie Ihre Vorsicht, Gedanken und Energie darauf.

Für verlässliche und realistische Informationen über die Gefahrenlage Ihres Wohnorts schauen Sie bitte nicht in die Zeitung, sondern besinnen Sie sich auf ihre eigenen Erfahrungen und die ihres persönlichen Umkreises. 
Sind zwei, drei Leute aus ihrem direkten Lebensumfeld schon Opfer von diesem oder jenem geworden, dann Augen auf davor. Wenn Sie trotz größerem Bekanntenkreis noch niemanden kennen, der Opfer von diesem oder jenem geworden ist, vergessen Sie diese "potentielle Gefahr" und gehen Sie einfach generell mit offenen Augen durchs Leben und genießen Sie's vor allem so gut es geht.

...

Falls Sie dennoch Interesse an einem individuellen Kurs haben, melden Sie sich, und wir überlegen gemeinsam, was für Sie geht und sinnvoll ist.



30.06.18

Folgender Offener Brief von Mission Lifeline an den Innenminister der Bundesrepublik Deutschland, Horst Seehofer spricht uns aus Verstand, Gewissen und Herzen:

Betreff: Wir retten Leben, wen retten Sie?  

 Sehr geehrter Herr Minister Seehofer, 
der Presse entnehmen wir, dass Sie sich dafür einsetzen, dass das Schiff unserer Seenotrettungs-NGO beschlagnahmt werden soll und gegen die Crew strafrechtlich ermittelt wird. Wir entnehmen der Presse, dass Sie von "Shuttle"-Service sprechen. Unabhängig davon, dass wir darauf hinweisen wollen, dass wir Menschen im tödlichsten Seenotrettungsgebiet der Welt aus Lebensgefahr retten und dafür angeklagt werden, haben wir einige Anmerkungen und Fragen: 
Es fühlt sich beschämend an, dass die Bundesregierung durch die Behinderung der Seenotrettung dazu beiträgt, dass mehr Menschen im Mittelmeer sterben. Haben Sie Studien, eine Statistik oder ein Bauchgefühl, mit dem Sie diese Toten rechtfertigen können? Stellen Sie sich vor, wie es ist, wenn Menschen gefoltert und versklavt und vergewaltigt werden - ganz bildlich in Libyen. Stellen Sie sich vor, wie diese Menschen in ihrer Verzweiflung alles tun, um Libyen entkommen zu können. Stellen Sie sich vor, dass der einzige Weg ein Schlauchboot ist und dass man für diesen lebensgefährlichen Weg dann noch viel Geld bei kriminellen und gewalttätigen Schlepperbanden bezahlen muss.  Stellen Sie sich vor, dass dort Männer, Frauen und Kinder - die nie schwimmen gelernt haben - auf überfüllten Booten ins Wasser fallen - ohne Schwimmweste. Stellen Sie sich den Kampf gegen das Wasser vor, das langsam aber sicher ihre Lungen füllt, bis sie ertrinken. Stellen Sie sich vor, dass Sie fordern, dass diesen Menschen nicht geholfen wird. Und wenn Sie bereit sind, sich das vorzustellen und nun sagen: “Aber ohne die Nichtregierungsorganisationen gäbe es das ja nicht”, dann müssen wir Ihnen sagen: Sie liegen falsch. Nicht weil wir eine andere Meinung haben, sondern weil die meisten Menschen in den letzten Jahren gar nicht von NGOs gerettet wurden und weil wir wissen, dass die Menschen auch höhere Risiken eingehen. Wir haben uns als NGOs gegründet, nachdem tausende ertrunken sind - nicht davor. Wir stimmen unsere Einsätze mit der Seenotrettungsleitstelle ab und folgen den Anweisungen und wir sind schockiert über die Vorwürfe, die uns auch von Ihnen gemacht werden. Sie können den Schmerz nicht fühlen, wenn Menschen sterben, denen man helfen könnte. Und Sie können unsere Wut nicht nachempfinden, die wir angesichts einiger öffentlicher Äußerungen der letzten Tage empfinden. Sie reden von Shuttle nach Europa, wo Menschen aus Seenot gerettet werden. Wie würden Sie sich fühlen, wenn ihre Familienangehörigen in Gefahr wären oder sterben? Wäre es nicht eine Schande? Wir laden Sie ein. Wir laden Sie ein an einer der Seenotrettungsmissionen teilzunehmen und sich die Situation vor Ort anzuschauen, die Sie nicht kennen. Wir laden Sie ein, sich anzuschauen, wie verzweifelt die Menschen sind, die wir retten und wie sich die Leere anfühlt, wenn Menschen sterben, weil niemand mehr helfen kann. Kommen Sie mit, Sie sind willkommen. Wir sagen Ihnen offen: Wir erwarten, dass Sie mitkommen. Wir erwarten, dass Sie sich der Realität annehmen. Und wir erwarten Antworten. Sie sagen, wir sollen zur Rechenschaft gezogen werden, doch wir erwarten, dass auch Sie endlich Rechenschaft ablegen. Wir stehen Rede und Antwort, gerne auch vor Gericht. Aber welcher Straftatbestand soll uns vorgeworfen werden? Ist es Ihrer Meinung nach ein Verbrechen, Menschen aus Lebensgefahr zu retten? Ist es ein Verbrechen, das Völkerrecht zu achten? Sollten wir die Menschen nach Libyen bringen und damit eine Straftat begehen? Achten Sie die Menschen mehr, die gegen uns hetzen, als diejenigen, die vor Ort Menschenleben in Not helfen? Wir retten Menschen. Wen retten Sie? Beten Sie? Wissen Sie, dass in diesem Jahr noch einmal 50.000 Menschen über das Wasser nach Europa geflohen sind? Wissen Sie, dass es nur 17.000 nach Italien waren? Wissen Sie, dass das eine Person pro 10.000 EuropäerInnen ist? Wissen Sie, wie es klingt, wenn Sie über diese Menschen reden - wenn Sie von Wellen, Fluten und Lawinen sprechen? Wissen Sie, dass Sie dazu beitragen, die Realität zu verdecken? Wir dürfen Menschen nicht nach Libyen bringen, auch wenn Sie uns dafür anklagen wollen. Sie dürften Menschen nicht nach Libyen bringen. Deswegen unterstützen Sie die libysche Küstenwache, die nicht an das Recht gebunden ist, auf das Sie einen Eid geschworen haben. Wollen Sie, dass andere dieses Recht brechen? Unterstützen Sie das? Aber wir sind an dieses Recht gebunden und wir haben keine Scheu dafür auch gegen Widerstände einzutreten.  Wir haben keine Regierungskrise verursacht. Wir haben keine Interessen, außer dass Menschenrechte und Menschenwürde nicht im Fleischwolf des Rechtspopulismus zu Grunde gehen.  Wir wollen Leben retten. Was ist Ihr Interesse? Wen retten Sie? Kommen Sie zu uns und reden Sie mit uns. Beantworten Sie bitte die Fragen. Einzeln und präzise. Kommen Sie her. Sie sind willkommen. 
27. Juni 2018

Mission Lifeline



09.06.18
Andreas macht sich selbst heute ein Geburtstagsgeschenk:
Am 02. und 03. Oktober 2018 kommt Rory Miller nach Essen und unterrichtet in unserer Werkstatt zwei Tage lang sein Lieblingsseminar: 

INFIGHTING.

Begrenzte Teilnehmerzahl; Anmeldungen unter unserer Adresse laufen.

TeilnehmerInnen sollten relativ gut fallen können (wenigstens schon einmal auf Matten gefallen sein) und fähig sein, unter Druck/Stress kontrolliert zu handeln.

Hier ist, was Rory über den Kurs schreibt. Wir bieten ihn Euch übrigens in der vollen Version, 16 Stunden an zwei Tagen, an. Maximum fun! Mangelnde Englischkenntnisse sind nicht die beste Grundlage, aber auch kein Grund nicht teilzunehmen! Wir übersetzen auch gern mal für Euch.

InFighting is what I do as a martial art. The skills translate very well to the self-defense environment, but the mindset does not. InFighting is done for fun. It is extreme close range, chest to chest or chest to back brawling. Because of the range of techniques possible and the speed, I find it to be the best way to integrate your fighting skills, no matter what they are.
Skills covered include close range power generation, targeting, specialized strikes, use of structure and void in both offense and defense, takedowns, locks, gouging and biting.
Sixteen hour course includes groundwork and, optionally, including weapons in the game.

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